In der vergangenen Woche wurde unter dem Dach des Therapieverbundes Ludwigsmühle ein neues Zentrum zur Arbeitsmarktintegration für Menschen mit suchtbelasteter Biographie gegründet.
Die Wiedereingliederung in eine erfüllende Erwerbstätigkeit bildet eines der Hauptziele im Anschluss an eine erfolgreiche Behandlung einer Abhängigkeitserkrankung. Jedoch sehen sich die betroffenen Rehabilitandinnen und Rehabilitanden bei dieser Aufgabe häufig mit viele Hürden konfrontiert. Und das insbesondere, wenn sie vor der Behandlung lange Zeit arbeitslos waren. Welche Behörde ist für mich zuständig? Wer hilft mir, einen Ausbildungsplatz zu finden? Was brauche ich dafür? Und wie bekomme ich bei all dem einen guten Ausgleich zwischen familiärer Verpflichtung, weiterer Genesung und beruflichen Neustart hin?
„Leider erleben wir es noch immer, dass die regionalen Hilfeangebote oft nicht auf die Lebenssituation von Menschen passen, die nach der Reha den Weg in den Arbeitsmarkt suchen. Das liegt auch daran, dass die berufliche Integration in Deutschland auf mehrere Sozialgesetzbücher aufgeteilt ist, die wiederum eigene Handlungslogiken haben, eigene Behörden, eigene Fördervoraussetzungen. Daraus ergibt sich für jeden Einzelfall ein Dschungel, der beinahe undurchdringlich scheint“, erläutert Dr. Dirk Kratz, Geschäftsführer des Therapieverbundes Ludwigsmühle. Die Folge sei sehr häufig eine Phase des Wartens, des ermüdenden Ausprobierens und einer Reihe von Fehlschlägen durch abgelehnte Anträge in einer Lage der existenziellen Not. Dadurch steigt das Rückfallrisiko für diese Menschen, die dringend auf Hilfe angewiesen sind, Tag für Tag.
Der Therapieverbund Ludwigsmühle hat sich jeher mit diesen Fragen beschäftigt und in den 1990er Jahren hierzu eine eigene Tochtergesellschaft gegründet, die Gesellschaft für Nachsorge und soziale Rehabilitation gGmbH. Seitdem werden dort Menschen mit Suchtproblematiken und in anderen schwierigen sozialen Situation in Hilfe- und Beschäftigungsprojekten und dem eigenen Zweckbetrieb „ADH“ auf dem Rückweg ins Erwerbsleben begleitet. Der Name des Zweckbetriebes bedeutet „Allgemeine Dienste im und um das Haus“, und es handelt sich dabei um eine Schreinerei, die vom Trockenbau über Möbelrestaurationen bis hin zu kleineren Produkten des Alltags ein breites Portfolio anbietet. Ziel ist es, Menschen mit suchbelasteter Biographie ein echtes Arbeitsumfeld anzubieten, in dem sie sich selbst entwickeln können.
Mitte September 2018 wurde nun die nächste Entwicklungsstufe für die berufsintegrierenden Angebote im Therapieverbund gestartet. „Um die Angebote zur Arbeitsmarktintegration für suchtkranke Menschen in der Region noch besser vernetzen zu können und damit einige Hürden für den Zugang zu diesen Angeboten abzubauen, war für mich klar, dass wir uns auch als Träger anders aufstellen müssen. So entstand die Idee, die Gesellschaft für Nachsorge und soziale Rehabilitation mit der Muttergesellschaft zu verschmelzen. Dienstleistungen zur Wiedereingliederung in Erwerbsarbeit aus verschiedenen Teilen der Sozialgesetzbücher sollen unter einem Dach zusammenlaufen, um für jede Rehabilitandin und jeden Rehabilitanden das richtige Angebote zusammen stellen zu können“, führt Kratz weiter aus. „Dieses Dach im Therapieverbund ist nun das Centrum für berufliche Entwicklung, kurz: CB, inmitten der Südpfalz, das wir letzte Woche mit einem kleinen, internen Festakt eingeweiht haben.“
Das Centrum für berufliche Entwicklung an den Standorten Lustadt und Landau umfasst neben der Schreinerei ADH, dem Frauenprojekt JobKOM und dem aufsuchenden Projekt AHOI auch das Reha-Nachsorge-Projekt JobPLUS und eine neue Abteilung „Arbeit und Teilhabe“, in der die Schnittstelle zu Reha-Leistungen entwickelt wird. Hier gibt es beispielsweise ein Job-Büro für alle Rehabilitandinnen und Rehabilitanden der Kliniken Ludwigsmühle und Villa Maria. Darüber hinaus entstehen neue Verknüpfungen zwischen der Schreinerei ADH und der Arbeitstherapie in Form von Erprobungstagen, Projektarbeiten und Praktikumsplätzen bis hin zum Aufbau verschiedener Ausbildungsmöglichkeiten für suchtkranke Menschen.
„Die Entwicklung und der Unterhalt von solchen Schnittstellen ist für uns als Träger immer mit einem hohen finanziellen Risiko verbunden, da wir einerseits Fördermittel aus unterschiedlichen Töpfen zusammentragen müssen, andererseits zur Aufrechterhaltung eines eigenen Zweckbetriebes wie jeder andere Betrieb auch Aufträge erhalten und qualitativ hochwertig bearbeiten müssen,“ so Kratz abschließend. Die Bürgerinnen und Bürger, die das Centrum für berufliche Entwicklung für Menschen mit suchtbelasteter Biographie unterstützen möchten, können das natürlich in Form von Spenden tun. Wichtig sind aber ebenso Aufträge an unsere Schreinerei, damit sie als Erprobungs- und Entwicklungsraum für jene Menschen dienen und so erhalten bleiben kann.
Diesbezügliche Anfragen können Sie jederzeit an den Betriebsleiter Herrn Jan Bohlenschmidt stellen.