Die Suchtberatungsstelle NIDRO Speyer bietet am Donnerstag, 18. Februar, 9:00 bis 10.30 Uhr, und Freitag, 19. Februar, 15:00 bis 16.30 Uhr in der jährlich stattfindenden bundesweiten COA-Aktionswoche eine Sprechstunden für erwachsene Kinder suchtkranker Eltern an.
Anmeldung bevorzugt per E-Mail unter kuhn(at)ludwigsmuehle.de, alternativ telefonisch unter 06232-26047
In Deutschland leben aktuell über 2,5 Millionen Kinder in Familien mit suchtkranken Eltern. Sie alle sind enormen psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt, die nicht selten bis ins hohe Erwachsenenalter hinein auf zahlreiche Aspekte ihres Lebens Auswirkungen haben. Mittlerweile können für kleinere Kinder und Jugendliche – nicht zuletzt aufgrund der verstärkten medialen Aufmerksamkeit sowie der Anwendung des §8a Jugendhilfeschutzgesetzes – häufig schneller Zugangsmöglichkeiten zu Hilfesystemen gefunden werden. Wie sieht es allerdings mit Erwachsenen aus, die als Kinder in einer suchtkranken Familie aufgewachsen sind, bisher aber aus Scham geschwiegen haben oder trotz mehrfacher Versuche, Hilfe zu erhalten, nicht gehört wurden?
Vor allem bei „Heldenkindern“, die in der Regel selten durch eigene Suchterkrankung oder Kriminalität auffällig werden, werden die Folgen oft zu spät und erst zwischen dem dreißigsten und dem vierzigsten Lebensjahr sichtbar, an dem die Zusammenhänge nur noch schwer hergestellt werden können. Dann holen die langen Schatten ihrer Vergangenheit sie wieder ein. In dieser Zeit machen sie häufig die Erfahrung, ihr eigenes Leben als eine nicht enden wollende Krise zu erleben. Sie geraten nicht selten an problembelastete Partner/innen, mit denen sie immer wieder schwierige und oftmals zerstörerischen Beziehungen führen, sie erleben oft Konflikte am Arbeitsplatz oder finden langfristig nur schwer eine eigene berufliche Perspektive. Häufig fühlen sich in verschiedenen Gruppen und Gemeinschaften als Außenseiter. Kommunikationsstrukturen, die für Andere völlig normal erscheinen, sind ihnen fremd.
Erst im Erwachsenenalter und oftmals auch erst im Kontakt mit anderen erwachsenen Kindern aus suchtkranken Familien wird klar, dass dies alle Betroffenen vereint. In Gruppen erwachsener Kinder aus suchtkranken Familien machen Betroffene die wohltuende Erfahrung, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind. Dass die Schwierigkeiten, die sie im Kontakt mit anderen haben, auch daher rühren können, dass sie nicht lernen konnten, wie man mit anderen kommuniziert. Und vor allem: dass es die Möglichkeit gibt, neue Kommunikationsstrukturen zu erlernen und zukünftig die Chance zu haben, mit Anderen ohne Angst und Scham im Austausch zu sein.
Mit dem Ziel, auch erwachsenen Kindern aus suchtkranken Familien Unterstützung zu bieten, hat die NIDRO Speyer (als Teil Therapieverbundes Ludwigsmühle) seit 2012 eine Frauengruppe für Betroffene ins Leben gerufen. Hier treffen Frauen, die auf die familiären Belastungen mit einer Suchterkrankung reagiert haben, auf Frauen, die unter anderen psychosozialen Folgeerkrankungen leiden, aber keine eigene Suchterkrankung entwickelt haben. Die bisherigen Erfahrungen machen Mut: mit zunehmendem Vertrauen in sich selbst und andere, mit weniger Angst und mehr Selbstsicherheit gelingt es vielen der Gruppenmitgliedern zu erkennen, dass das Leben mehr zu bieten hat als nur ein Überleben.
Es ist möglich, bei Interesse auch an der Gruppe teilzunehmen. Die Gruppe findet 14 tägig mittwochs von 18-20 Uhr statt. Vor Teilnahme wird um telefonische Voranmeldung gebeten.